Abschlussfeier 2013

Eine Reise zur Abschlussprüfung und Abschlussfeier der Schreinerlehrlinge in Ekuthuleni
Ein Bericht von Johannes Blank

Über 2 Jahre sind seit meinem letzten großen Aufenthalt in Simbabwe und Ekuthuleni vergangen. Damals habe ich die Abschlussprüfung und Abschlussfeier der Schreinerlehrlinge leider verpasst. Deswegen war es mir wichtig, im Dezember 2013 bei diesem großen Ereignis dabei zu sein.

Nachdem Helga, John, Lyton und Mishack die sieben Jungs 2 Jahre lang in Schreinertheorie und -praxis aber auch in vielen lebenspraktischen Dingen unterrichtet hatten, sollten Sie ihr erworbenes Können in der Prüfung unter Beweis stellen.

In einer schriftlichen Prüfung wurde Mathematik, Betriebswirtschaftslehre und Schreinertheorie abgefragt. Mishack hat mir die ehrenvolle Aufgabe übertragen, den Teil der Schreinertheorie zu korrigieren. Der wichtigere Teil ist aber die Praktische Prüfung. Im Allgemeinen schneiden die Lehrlinge darin auch besser ab als in der Theorie.

Die praktische Aufgabe war der Entwurf, Planung, Kalkulation und schließlich die Anfertigung eines Nachtkästchens. Die Hauptmaße waren vorgegeben, eine Türe und ein Schubkasten und eine Schwalbenschwanzverbindung sollte dabei sein. Über alle anderen Details durften und mussten die 7 Prüflinge selbst entscheiden.

Nachdem eine Zeichnung, Materialliste und Arbeitsablaufplanung erstellt war bekam jeder von Mishack 90 US $ ausgehändigt und die 7 jungen Männer schwärmten selbständig  in die Stadt aus um dort alles benötigte Material zu kaufen. Sie überredeten den Fahrer eines öffentlichen Transportbusses, ihnen das Holz direkt vor die Werkstatt zu fahren.
Am nächsten Tag ging die Arbeit in der Werkstatt los. Zwar hatten die Schreiner die Benutzung von Holzbearbeitungsmaschinen gelernt, aber die Prüfungsstücke mussten in reiner Handarbeit gefertigt werden. In den nächsten Tagen wurde fleißig gesägt, gehobelt, gebohrt, gezinkt, geleimt, geschliffen und lackiert.

Nach rund einer Woche waren die 7 Nachtkästchen fertig und wurden von Lyton, John, Mishack und Thulani und mir genau begutachtet und beurteilt. Die Möbel hatten zwar kleine Fehler in manchen Details, waren aber insgesamt funktionstüchtig und zum Verkauf an einen Kunden wirklich geeignet.

Zur großen „Graduation-ceremony“ also zur Abschlussfeier waren die Familien der Prüflinge eingeladen. Diese nahmen teilweise mehrere hundert Kilometer Anreise in Kauf. Deswegen sollte das Fest gut vorbereitet sein und es sollte an nichts fehlen. Der große Kirchenraum wurde geputzt und dekoriert, viele Lebensmittel wurden gekauft und von vielen helfenden Händen zubereitet. In den Werkstätten wurden alle Möbel und Übungsstücke, die die Lehrlinge während der letzten 2 Jahre hergestellt hatten ausgestellt. Für mich war das eine beeindruckende Menge an kreativ gestalteten und ordentlich ausgeführten Projekten. Die 7 jungen Männer kleideten sich mit Ihren allerbesten und neuesten Anzügen. Der Kirchenraum war gefüllt mit rund 150 Leuten.

Die Feier begann mit mehreren Reden. Die beiden Pfarrer, Lucky Moyo und Lyton Moyo würdigten und gratulierten den jungen Männern für Ihre harte und fleißige Arbeit. Dieser Kurs hatte es besonders schwer, weil die Wasserpumpe und das Auto während der 2 Jahre die meiste Zeit außer Betrieb war. Deswegen musste die Wasserbeschaffung über längere Zeit mühsam mit Kanistern von Hand bewältigt werden. Die Familienbesuche, die normalerweise ein wertvoller Bestandteil der Ausbildung sind, mussten mangels Auto leider ausfallen.

Die 7 Schreiner trugen ein im Chor gesungenes Lied und einen Tanz vor. Ich gratulierte den Lehrlingen persönlich und im Namen von Ekuthuleni-Deutschland. Dann erfolgte die offizielle Abschlusszeremonie. Lucky Moyo überreichte jedem sein Abschlusszeugnis und zur „Schreinertaufe“ bekam jeder frischgebackene Schreiner eine Hand voll Hobelspäne auf den Kopf. Die Freude und der Stolz war bei den Schreinern, bei allen Ausbildern und bei den Familien groß.

Danach war Essenzeit. Die Küchenfrauen teilten Maisbrei, Reis, Salat, Kartoffeln, Fleisch und viele andere Köstlichkeiten aus. Die 7 Schreiner, John, Mishack und ich schnitten gemeinsam den Kuchen an und teilen ihn aus.

Nachdem sich jeder gestärkt hatte war Zeit um in der Werkstatt die 7 neuen Prüfungsmöbel und alle anderen Holzobjekte, die in den letzten 2 Jahren entstanden sind, zu bewundern und um Fotos von den herausgeputzten jungen Männern und anderen Festgästen zu schießen oder um sich mit den vielen Leuten zu unterhalten. Und letztendlich war es für die Schreiner auch ein Abschied voneinander, denn auf sie wartet ein neuer Lebensabschnitt.

Für mich war es ein gelungenes Fest und ich bin stolz und froh, dabei gewesen zu sein. Auf die frischgebackenen Schreiner wartet ein mühsames, aber auch reizvolles Berufsleben in Simbabwe. Aus meiner Perspektive beneide ich sie nicht darum. Ich hoffe und denke, dass sie in Ekuthuleni eine wertvolle Lehrzeit hatten, die Ihnen in Ihrem Berufsleben ein großes Stück weiterhelfen wird. Und ich denke, dass alle, sowohl auf deutscher, als auch simbabwischer Seite an der Ausbildung beteiligten Menschen einen guten und wichtigen Beitrag für die Zukunft dieser jungen Männer leisten.

 

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