aus der Nürtinger Zeitung vom 25. November 2013
Ungewöhnlicher Einsatz für Menschen in Afrika
Auf Einladung der Unterboihinger Kulissaschiaber berichtete Helga Landsmann von einem Ausbildungsprojekt in Simbabwe
von Christa Ansel
Gaby Ludwig und Michael Merkel von den Unterboihinger Kulissaschiabern strahlten. Als die Laienspielgruppe der Kolpingsfamilie am Donnerstag zum Afrikaabend in den Treffpunkt Stadtmitte geladen hatte, reichten die vorbereiteten Stuhlreihen nicht aus. Das Interesse an den Projekten der Nürtingerin Helga Landsmann im afrikanischen Simbabwe war unerwartet groß.
Begeisterte mit ihrem Engagement für Menschen
in Afrika: Helga Landsmann. sel
WENDLINGEN. Das freute die Initiatoren, die mit der Einladung vor allem eines wollten: den vielen Wendlinger Unterstützern des Projektes Ekuthuleni zeigen, wohin ihr Geld fließt. Die Einnahmen der Kulissaschiaber werden von denen seit vielen Jahren für die Ausbildungswerkstatt von Helga Landsmann gestiftet.
Jetzt berichtete diese ungewöhnliche engagierte und mit ihrer Begeisterung ansteckende Frau persönlich von ihrem seit 22 Jahren währenden Wirken in Simbabwe, zeigte Bilder, überraschte mit kurzen Filmszenen und gab so Einblick in die Sinnhaftigkeit nicht nur des von ihr aufgebauten Projektes „Ekuthuleni Carpentry“.
Afrika-Feeling wollten die Gastgeber im Treffpunkt Stadtmitte wecken. Das schuf Helga Landsmann mit wenigen Mitteln. Gewandet in bunte afrikanische Tücher baute sie mit typisch afrikanischen Gebrauchsgegenständen eine Kochstelle auf, schuf mit beneidenswerter Ruhe Stück um Stück auf dem Kopf tragend auf die Bühne – „willkommen und viel Spaß in Afrika“.
Den hatten die vielen Besucher. Nicht zuletzt auch dank des tollen Einsatzes des Chores Quintessenz unter Leitung von Christa Strambach, die mit ihren großartigen Stimmen und afrikanischen Liedern große Freude bereiteten. Unterstützt wurden sie von der Trommlerin Heike Schulz. Und für diese besondere Atmosphäre sorgte am Ende vor allem auch das MiT-Team, das einen tollen Imbiss mit afrikanischen Einflüssen vorbereitet hatte.
Vor 22 Jahren bereiste die Nürtingerin Helga Landsmann zum ersten Mal Simbabwe, lernte Menschen einer Kirchengemeinde in der Nähe von Bulawayo kennen, erfuhr vom geplanten Projekt, dem Aufbau einer Ausbildungswerkstatt für Schreiner. Helga Landsmann, selbst ausgebildete Schreinerin, war begeistert. Kam wieder, half beim Aufbau der Ausbildungswerkstatt. Zuerst für ein Jahr, dann für zwei. In der Zwischenzeit sind es 22 Jahre, genauso viele, wie sie zuvor auch in Nürtingen gelebt hatte. In Wendlingen gab Helga Landsmann Einblick in das Leben der Menschen in Simbabwe, einem Land, das bis heute von einem Diktator regiert wird.
Kirchengemeinden in Afrika sind in der Regel weit mehr als nur Einrichtungen des Glaubens. Hier wird auch Sozialarbeit geleistet. Die Wendlinger kennen dies gut von den zahllosen Aufbauprojekten, die Dr. Kenneth Nwokolo in Nigeria leistet. Das ist in Simbabwe nicht anders. Helga Landsmann ist dort nicht nur Schreinerin. Sie ist Sozialarbeiterin, Hebamme und Ansprechpartner für viele ganz praktische Probleme.
Im Projekt Ekuthuleni haben acht junge Männer Gelegenheit, das Schreinerhandwerk zu lernen. Zwei Jahre dauert die Ausbildung. Die jungen Menschen leben in der Einrichtung, lernen Theorie und Praxis kennen, bewältigen gemeinsam den Lebensalltag und feiern mit der ganzen Familie, wenn nach zwei Jahren die Gesellenprüfung bestanden ist. Viele machen sich anschließend als Schreiner selbstständig, andere haben die Chance, in der Produktionswerkstatt von Ekuthuleni zu arbeiten. Abends besteht die Möglichkeit, fehlende Schulabschlüsse nachzuholen. Kinderreichen Familien fehlt häufig das Schulgeld für den Nachwuchs.
In einem Land, das in vielen Regionen keinen oder nur sporadisch Strom anbieten kann, sind die Menschen auf Erfindungsreichtum und Handarbeit angewiesen. Das machten die Bilder und Erzählungen von Helga Landsmann überdeutlich. Sie zeigten aber auch, wie stolz die jungen Afrikaner sind, wenn sie Ekutheleni mit erfolgreichem Abschluss verlassen und ausgestattet mit tollen Fertigkeiten zurückkehren in ihre Heimatdörfer.
Ekuthuleni finanziert sich ausschließlich über Spenden, beispielsweise der Unterboihinger Kulissaschiaber. In Nürtingen hat sich vor Jahren der Verein Ekuthuleni gegründet, der große Teile der laufenden Kosten des simbabwischen Projekts finanziert.
Am Donnerstagabend waren es Gerhard Zielasko und Andreas Gramer von der Kolpingsfamilie, die Helga Landsmann mit einem Spendenscheck über 2000 Euro überraschten. Der Erlös aus der letztjährigen Nikolausaktion und aus dem traditionellen Maultaschenessen der Kolpingsfamilie soll helfen, die Zukunft von Ekuthuleni abzusichern.